Im Jahre 2013 schrieben wir:
Das Interesse nach Hörspiel, Radiokunst, Feature beim Hörer scheint wieder verstärkt vorhanden. Nur die Form der Rezeption mit der Festlegung auf einen linearen Sendeablauf und strikten (einmaligen) Sendezeiten trifft beim Konsumenten auf Ablehnung. Aus dieser Prämisse und den Herausforderungen der neuen technologischen Entwicklungen im Bereich der Kommunikation hat sich an der HfG folgende Forschungsvorhaben angesiedelt: Auf der einen Seite das Radio der Zukunft als Mobile Interface Radio (MIR) zu entwickeln. Dieses ermöglicht als Applikation im mobiltelefonartigen Endgerät durch umfangreiche Interaktionsmöglichkeiten (z.B. die Einbeziehung der Umweltinformationen zur Zeit und am Ort des Hörers) erstmals die brechtsche Rückleitung ins Radio. Auf der anderen Seite die dramaturgischen und ästhetischen Konsequenzen und Möglichkeiten dieser neuen, selbstbestimmteren und interaktiven Form des mobilen Radiohörens, in Pilotprojekten zu erforschen und zu erproben. Dadurch entstehen zeitunabhängige erlebbare Hörstücke die ein personalisiertes Angebot für den Nutzer darstellen.
Rückblickend waren wir:
MIR war ein Forschungsprojekt an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe unter der Leitung von Frank Halbig. In den Jahren 2008 bis 2013 erforschten Studierende in Pilotprojekten die Möglichkeiten der neue Smartphone-Technologie zur Umgestaltung des Radios im Zeitalter des ubiquitären Internets.
MIR wollte Radio fernab des linearen Sendeablaufs des Küchenradios und der strikten Sendezeiten der HiFi-Stereoanlage möglich machen.
MIR hatte sich als Ziel gesetzt das Radio auf die Straße, in die Tasche und unter die Kontrolle der Hörer:innen zu bringen. Strikte Formen und abgenutzte Sendekonzepte wurden damals bereits durch den technologischen Fortschritt auf die Probe gestellt. Radio musste sich nicht mehr am Zeitplan des Senders orientieren sondern konnte sich am Hier und Jetzt der Hörer:innen festmachen, die ein Smartphone mit Internetzugang bei sich trugen. Vielfältige Interaktionsmöglichkeiten - Touchscreens, Geolokation, Mikrofone, Bewegungssensoren, Kamera - boten damals erstmals die „brechtsche Rückleitung ins Radio“ – wenn die Hörenden selbst zum Teilnehmer, zum Sender werden.
MIR hat Möglichkeiten für die Radiokunst aufzeigt, verortete Hörstücke mit den Inhalten der rezipierenden „Hör-Spieler:innen“ zu vermischen. Dokumentationen konnten an den Orten des Geschehens selbst erlebt werden. Hörspiele vermischten Realität und Fiktion und banden so die Hörenden selbst in das Stück ein, die durch ihre Bewegungsmuster (in der Stadt laufend) spielerisch die Perspektive des/der Protagonist:in wechseln konnten.
MIR stellte bei den ARD-Hörspieltagen 2009 bis 2012 seine Pilotprojekte vor und war seiner Zeit weit voraus.
MIR wurde von Studierenden der HfG Karlsruhe und des KIT (Karlsruhe Institute of Technology) entwickelt.